top of page

Teil 4: Wehe, wenn sie losgelassen ...

IMG_20230123_104154 (2)_edited.jpg

Idealgewicht in einem Jahr

 

- und meine Erfahrungen mit der Gesellschaft.

 

Eine Sammlung meiner Erfahrungen und Peinlichkeiten.

Fragwürdige Tipps

Weitere Tipps sind, neben dem Sport und der Ernährung, auch psychologische kleine Tricks – zumindest sagte man mir das. Erstens solle man ein Foto von sich aus schlanken Tagen dort aufhängen, wo man es häufig sieht. Bei mir wäre das der Kühlschrank und eindeutig die Süßigkeiten Schublade (sei ehrlich: die haben wir doch alle!). Gesagt getan. Meine Söhne fragen, wer denn die Frau auf dem Bild sei – ok, das tut ein bisschen weh, aber sie haben ja recht. Die Frau auf dem Foto hat leider keine Ähnlichkeit mit mir, verrückt. Naja, dann gibt zwei positiv verstärkende Affirmationen, bei denen man sich aber schon sehr merkwürdig fühlt. Man soll sich morgens im Spiegel tief in die Augen schauen und immer wieder laut sagen: Ich mag mich selbst bedingungslos. Je öfter man das wiederholt, auch über den Tag verteilt, desto besser. Ein Gutes hat es auf jeden Fall – es bringt mich immer wieder zum Lachen. Eine zweite wurde mir von Jemandem im Schwimmbad erzählt (ich sagte ja schon mal, wenn man über sein Vorhaben spricht, kommt Hilfe und Tipps von verschiedensten Seiten). Jeden Abend sollte man, am besten vor dem Schlafen gehen folgende Affirmation zwanzig Mal vor sich hinsagen. „Fett verbrennt und wird zu Energie.“ Ich habe es versucht, immer wenn ich mich ins Bett gelegt habe. Aber mein Problem dabei: Ich bin jedes Mal eingeschlafen. Manchmal habe ich es bis 16 geschafft. Wer Einschlafprobleme hat, sollte das echt mal ausprobieren. So wie es aussieht, muss ich die Affirmation doch zu einer anderen Tageszeit machen.

Gähnende Leere

Es gibt absurde Tage. Eines Tags kam ich zum Schwimmen und es war niemand zu sehen. Nicht im Becken, nicht im Schwimmmeisterzimmer. Da die Türen jedoch auf waren, war ich einfach mal so frei reinzugehen. Doch auch in den Kabinen und in der Höllendusche dasselbe: Niemand, keine Menschenseele – nicht mal ein vergessenes Handtuch oder Schampoo war zu sehen. Bevor ich mich dusche, gehe ich lieber zum Becken, ob ich jemanden finde und frage, ob irgendein Kurs ist, oder vielleicht renoviert wird – man weiß ja nie. Gleich kommen womöglich die Maler in ihrer weißen Montur voll mit Farbe und ich stehe dann in meinem Badekleidchen, nass wie ein begossener Pudel. Oder die Baywatch-Männer vom DLRG kommen mit ihren durchtrainierten Bodys, weil doch kein öffentliches Schwimmen ist und ich stehe dann da, wie ein kleines, bummeliges Mädchen das schaut, als hätte es grad den Nikolaus und Weihnachtsmann zusammen gesehen. Nur gut, dass es nicht so kommt. Ich frage den Bademeister, der grad am Becken stand, was hier los sei. Er wisse es auch nicht. Ein Herr schwamm jetzt tapfer und einsam seine Bahnen. Bevor hier doch noch Badegäste wie die Ameisen einfallen, gehe ich schnell duschen und hüpfe ins Wasser. Es ist traumhaft, das muss man einfach sagen. Ich denke in den Genuss eines solchen Luxus werde ich nicht so schnell wieder kommen. Nach einigen Bahnen lege ich mich wie ein übergewichtiger Seestern auf den Rücken und lasse mich treiben, einfach um den Puls etwas zu regulieren. Mir wurde gesagt, dass Schwimmen bei einem Puls von 120 am effektivsten zur Fettverbrennung sei. Ob das stimmt, kann ich leider nicht sagen, aber ich versuche es. Allerdings muss ich sagen, dass ich es nicht schaffe auf 120 zu bleiben. Nach weiteren Bahnen kommen dann doch noch mehr Besucher und als ich dann schon nach 20 Minuten japsend am Beckenrand hänge, gehe ich und verabschiede mich in Gedanken mit einem: „Das ist mir hier heute zu voll.“

Tipp und Top

Grundsätzlich macht es Spaß hier zu schwimmen. Das Schwimmbad ist zwar klein, aber es wurde bunt gestrichen – es könnte zu Pippi Langstrumpfs Villa Kunterbunt gehören. Mit knallgrün, gelb und orange steigt die Laune. Manchmal ist es dort schon recht überfüllt, aber schlussendlich erfüllt es die Ansprüche, die ich an ein Schwimmbad habe. Sauberkeit, kein penetranter Chlorgeruch, entspannte Badegäste – meistens. Entgegen meiner anfänglichen Skepsis kommt man wirklich schnell mit Leuten in der Umkleidekabine ins Gespräch. Vielleicht ist es eine Ablenkung von der unangenehmen Situation, aber ich habe mich schon regelmäßig gut unterhalten. Von einigen Damen weiß man alles über das Rentnerleben und von den Jüngeren hört man allerlei Gossip über Leute, die man eh nicht kennt. Da tun sich Abgründe auf! Aber hey, wie Fynn mit Marie Schluss gemacht hat … das geht echt nicht. Um wieder zum eigentlichen Thema zu kommen: Die Badmitarbeiter haben das ja nicht in der Hand. Oder vielleicht doch ein bisschen? Denn als nächster, aber wichtiger Punkt meiner Liste stehen die Schwimmmeister (sieht noch immer doof aus mit drei M). Ich erinnere mich, als ich selbst noch klein war, was natürlich noch gar nicht sooo lange her ist, gab es einen Bademeister, der immer geschimpft und gemeckert hat. Ob er auch zu den Erwachsenen so unfreundlich war, oder nur keine Kinder mochte, kann ich nicht sagen. Über die aktuellen Schwimmmeister kann ich nichts Schlechtes sagen. Sie sind nett und hilfsbereit – auch zu Kindern! Das gehört für mich auch dazu, allein damit die Kinder nicht demotiviert werden. Ich habe den Bademeister, was aus Sicht eines Bademeisters eine gute Badeanstalt ausmacht. Schlussendlich sind es die oben genannten Aspekte. Natürlich kommt hinzu, dass eine gute Aufsichtspflicht gewährleistet ist – habe ich doch glatt vergessen, aber sollte natürlich ganz oben auf der Liste stehen.

Rache ist süß

Motiviert von meinen bisherigen Erfolgen habe ich das Bedürfnis nach langer Zeit mal wieder auszugehen. Nach ein bisschen Überredungskunst konnte ich eine Freundin motivieren, mit mir loszugehen. Erst etwas chillige Live Musik in einem Kulturcafé einer Bekannten genießen und dann in eine Kneipe. So viel sei gesagt: Es war nie günstiger sich einen Rausch anzutrinken. Während ich sicher schon nach einem Glas Rotwein genug hatte, konnte ich meine Freundin nicht davon abhalten alle angebotenen Schnäpse mitzutrinken. Am Ende musste ich sie ins Auto stützen und reinbringen. Erkenntnis des Abends: Man ist keine 20 Jahre mehr. Worüber ich mich aber ein bisschen gefreut habe ist, dass ich eine 20 Jahre alte Rechnung begleichen konnte. Damals waren wir auf einem Festival und haben drei Tage gefeiert – als wir endlich bei besagter Freundin zuhause waren und ich nur noch meinen Kater ausschlafen wollte, drehte sie die Musik voll auf: „Wise Guys“ – Was für eine Nacht. Ein Lied, was meinen Zustand beschrieb und noch verschlimmerte. Tja, Rache ist süß, auch nach so langer Zeit! Ich rief am Morgen nach unserem kurzen und günstigen Vergnügen auf Festnetz an und bat ihre Tochter, mir doch bitte mal die Mutter, die noch im Bett lag, ans Telefon zu holen. Und dann … so laut es ging: „Stell dir vor, du wärst der Frosch der sich im Mixer dreht – jetzt weißt du ungefähr wie's mir heute geht.“ Ich hörte nur ein gemurmeltes: Fiese Ziege! Genugtuung vom Feinsten. Auf jeden Fall hatten wir eine Menge Spaß an dem Abend.

Verstehen als Schlüssel

Während ich weiter schwimmen gehe und fleißig an meiner Ernährung bastle sowie mir immer wieder mein Motivationsfoto anschaue und mir Affirmationen zuraune, suche ich danach, ob es noch weitere Faktoren als die Figur gibt, um bei den „Beliebten“ Aufmerksamkeit zu erhaschen – im positiven Sinne natürlich. Wie kann eine echte Anziehung funktionieren. Nicht im sexuellen Sinne, sondern so, dass man gerne Zeit mit jemanden verbringen will. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob manchmal danach ausgesucht wird, von wem man irgendwann Profit schlagen kann – Vitamin B ist ja nicht schlecht. Aber sicher tue ich einigen damit Unrecht und ich möchte niemanden voller Vorurteile in eine Schublade stecken. Dann wäre ich nicht anders als diejenigen, die ich hier immer mal wieder anprangere. Naja, meinen Recherchen nach gibt es verschiedenste Faktoren: Körperbau und Optik, und Charisma. Wer umgibt sich nicht gerne mit charismatischen Menschen, die einem Energie und Optimismus schenken. Dann habe ich noch von einem Faktor gelesen, den ich nicht auf dem Schirm hatte und mir noch immer nicht sicher bin, ob das so stimmt: Verständnis macht anziehend. Das letzte Quäntchen für Zuneigung sei, dass wir meinen jemanden zu verstehen und uns nicht immer fragen müssen, was dieses oder jenes zu bedeuten hat. Also wenn dem so ist, dann müsste ich in einem Meer von Zuneigung baden. Für diejenigen, die mich kennen bin ich ein offenes Buch, quasi eine verdammte Enzyklopädie meiner Gedanken und Gefühle. Aber im Ernst jetzt: Ich kann mir vorstellen, dass da was dran ist. Wenn ich in meinem Freundeskreis schaue, dann weiß ich, dass ich mich mit meinen besten Freunden wortlos verstehe. Wo wir beim Thema Vertrauen in der Musik sind: Für mich ist der Song „Auf den Grund“ von Wincent Weiss einer DER Songs, in dem es um Vertrauen geht. Wird man noch immer von Menschen, die einem am Herzen liegen, geliebt, auch wenn man seine Ängste und Schwächen zeigt? Wenn man wirklich über alles sprechen kann und es keine Tabus gibt. Aber das ist wohl ein eigenes Thema für sich. Denn Vertrauen zu fassen ist schwer, aber wenn man es einmal hat, sollte man sich fallen lassen können und nicht davor Angst haben müssen.  

 

Bevor wir jetzt ins Philosophieren kommen, gehe ich mal lieber Schwimmen. Aber eine Kolumne ist es allemal wert ... 

Eure Romy

Monate: 4,5

Abgenommen: 15,7 kg

Körperbild: Aktuell tut sich nicht viel. Habe mir eine neue Hose gekauft. Ist noch etwas eng, aber wenn ich nicht atme, passt sie. Es lohnt sich, denn sie macht ein schlankes Bein!

Gesellschaftliche Wahrnehmung: Im Kindergarten sprechen mich Erzieher und andere Mütter auf meine Gewichtsreduktion an. Das ist natürlich ein schönes Gefühl, auch wenn sich aktuell nicht so viel tut. 

bottom of page