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Das neue Jahr und der innere Schweinehund

Und schon wieder ist ein Jahr um! Habt ihr schon was am Silvesterabend vor? Nein? Ich auch nicht und ich muss mir das auch noch mal gut überlegen. Denn an Silvester ist es doch jedes Jahr das Gleiche: Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, es stellt sich die Frage nach dem passenden Outfit, Frisuren, Schminke und was sonst noch gestylt werden kann. Wenn man sich dann fünf Stunden im Bad fertig gemacht hat, kann der Abstieg beginnen.

Der Abend fängt ganz entspannt mit einem guten, aber unfassbar üppigen Essen und ein paar Gläsern Wein an. Doch dann durchläuft der Abend gute und schlechte Momente (gut: alles ist lecker und das Feuerwerk ist großartig, schlecht: vor lauter Böllern machen die Ohren schlapp und man hat komplett die Kontrolle über sich und seinen Alkoholkonsum verloren) und kommt schließlich an den tödlichen Punkt, an dem man auf die Toilette muss und in den Spiegel schaut! Dann der große Schreck: Es sieht aus, als wäre man eine Rodelbahn ohne Schlitten hinuntergesaust und fühlt sich, als hätte man einen halbstündigen Flug mit einem Looping fliegenden Düsenjet hinter sich. Im Spiegel kommt einem ein verzerrtes Lächeln wie das blanke Elend entgegen, es dreht sich alles und hören kann man wie gesagt schon lange nichts mehr. Das ist der Moment, an dem man weiß: Es war vielleicht eine gute Party, aber ich muss dringend ins Bett!

 

Dann kommt das neue Jahr und da wird mit den guten Vorsätzen ja sowieso alles besser! Wobei es sich damit ja so ein bisschen verhält, wie beim Kampf David (Wille) gegen Goliath (der riesige Schweinehund). Ausgesprochen ungleiche Gegner und leider siegt zumindest bei mir meistens Goliath! Es soll ja Leute geben, die Vorsätze immer umsetzen können ... ich halte dies jedoch für ein Gerücht. 

 

Es ist einfach ein Phänomen: Seit mindestens zehn Jahren versuche ich dauerhaft ein paar Pfunde zu verlieren! Im Grunde wird immer das gleiche Spielchen gespielt, da sollte man doch meinen, dass David vielleicht langsam den Bogen raus hat! Aber dem ist leider nicht so. 

 

1. Tag: Motiviert stehe ich auf, frühstücke einen Apfel und gönne mir einen Tee. Nachdem ich wirklich standhaft war und dem leckeren Schokomüsli die Stirn geboten habe, gehe ich nachmittags noch eine Runde joggen - ich weiß gar nicht, warum ich das sonst nie gemacht habe, ich fühle mich richtig gut! Noch einen Joghurt und eine Tasse grünen Tee ... An diesem ersten Tag greift der innere Schweinehund noch nicht ein, er fühlt sich doch von David noch nicht bedroht. 

 

2. Tag: Ich komme etwas schlechter aus dem Bett. Bevor ich aufräume nehme ich mir lieber erstmal einen Tee - denn Kaffee mit Milch und Zucker ist tabu! Mit Tee komme ich besser in den Tag und habe mehr Schwung. Nach einem kleinen Schälchen Müsli erreiche ich schließlich doch alles, was ich an dem Tag schaffen wollte, inklusive Joggen. Am zweiten Tag wird der Schweinehund skeptisch und David muss sehr, sehr vorsichtig sein, damit er nicht zuschnappt.

 

3. Tag: Ich habe verschlafen! Jetzt wird es aber eng! Ich schnappe mir eine große Schüssel Schokomüsli (ich muss ja jetzt blitzschnell fit werden und Schokolade geht ja direkt als Enegie ins Blut!). Am Abend kommen Freunde vorbei und ich decke den Tisch mit allen Leckereien ... es ist ein toller Abend! Fürs gemeinsame Abendessen muss bei der Diät auch mal eine Ausnahme gemacht werden. Man soll sich ja auch belohnen! Tag drei: Der liebe Schweinehund sitzt einem im Nacken und zeigt die Zähne, so dass David eine kreative Pause einlegen muss. 

 

4. Tag: Als ich morgens aufwache, merke ich, wie müde ich doch noch bin und drehe mich lieber noch mal um. Immerhin braucht man ja auch eine bestimmte Energie. Irgendwann stehe ich doch auf und rutsche auf den Socken des Vortags aus. Ein Blick auf die Waage zeigt mir, dass meine Kilos wieder drauf sind, juhu! Der Tag ist ja mal direkt gelaufen. Ich schlurfte weiter ins Badezimmer, stolpere dabei über die Schuhe, die ich gestern nur flüchtig abgestreift habe und schaue in den Spiegel: Ich würde sagen, da muss ganz dringend ein Kaffee her, sonst sehe ich bald aus wie am Silvesterabend und ich kann gleich wieder ins Bett gehen! Nach dem Kaffee läuft dieser Tag erstaunlich gut. Zwischendurch eine Pizza ... ja, Pizza, ich habe ja eh zugenommen, dann macht diese eine Pizza auch nichts mehr aus. Ich mache dann halt morgen mit der Diät weiter. Am vierten Tag hat der Schweinehund bereits zugebissen und David hat kaum eine Chance. Kommt er wieder zu Kräften?

 

5. Tag: Eigentlich ist doch auch alles egal ... bei dem Gang auf die Waage bin ich schon wieder bereit fürs Bett. Die Motivation ist auf dem Nullpunkt. Ich mache mir ein Croissant mit Nutella und trinke dazu einen Latte Macciato. Der Wechsel auf die dunkle Seite der Macht ist vollzogen, David hat versagt! Am fünften Tag lautet das Motto: Vorsätze sind da, um sie zu brechen - lieber David, wir sehen uns im nächsten Jahr!

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