
Teil 5: Zwangspause – dann wird’s flach...
(Warnung an alle: Dieser Teil strotzt nur so vor Optimismus …)
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Idealgewicht in einem Jahr
- und meine Erfahrungen mit der Gesellschaft.
Eine Sammlung meiner Erfahrungen und Peinlichkeiten.
Jeder liebt Pausen. Pausen entschleunigen, sie bringen uns zum Innehalten, Gedanken schweifen lassen, Verschnaufen oder einfach dazu die Seele baumeln zu lassen. Es sei denn, sie dauern einfach zu lange oder sind nicht freiwillig. Also, von außen auferlegt, erzwungen ... ihr wisst, was ich meine (diesen Spruch hasst mein Mann, denn ich bringe ihn sehr oft, wenn ich zu faul bin nach den richtigen Worten zu suchen. Ja, auch mir fehlen mal die Worte. Ok, jetzt bin ich wieder vom Thema abgekommen. Sorry). Also ihr wisst, was ich meine … So, wo ist jetzt mein Faden? Ach ja, hier: Pausen. Doch wenn man zu einer Pause gezwungen wird, die Arbeiten liegen bleiben und die Kinder immer fragen: Mama, warum läufst du so wie ein Pirat mit Holzbein? – dann ist es einfach nur doof mit der Pause. Und bezüglich meiner Challenge bringt mich das auch nicht grad weit nach vorn. Ostern, Schlemmereien und ein großer Frustrationspegel auf dem Sofa sowie fehlender Sport und Bewegung … da rückt das Ziel von November eher in den Februar. Naja, vielleicht schaffe ich es ja doch noch, wenn ich mich im Sommer sehr zurücknehme.
Wer lesen kann ist im Vorteil
Ich sitze hier auf dem Sofa und bin ziemlich down. In den letzten Wochen funktionierte einfach gar nichts. Es stagnierte nicht nur, sondern ich habe sogar zugenommen. Ich kann nur das Nötigste – Laufen, Schwimmen und Spaziergänge sind verboten … ein Trauerspiel. Ein wirklicher Schlag ins Gesicht. Ich mag es ja gar nicht sagen, aber meine Leidensgeschichte – jaja, ein bisschen Mitleid ist angebracht! – fängt mit meiner eigenen Blödheit an und zieht sich, wenn ich ehrlich bin, auch damit durch. Also der eigenen Blödheit. Es fing alles mit einem schönen Spaziergang an. Ich hatte mir angewöhnt, an den schwimmfreien Tagen einfach etwas spazieren zu gehen. Wir haben hier, auch wenn ich sonst kein gutes Haar an unserem Ort lasse, wunderschöne Fahrrad- und Spazierstrecken. Am Fluss, in den verschiedenen Wäldern, zwischen bunten Feldern … es gibt wirklich viele Möglichkeiten. Ich dachte mir, ich nehme mal die schöne, aber sehr lange Strecke am Fluss – auch wenn ich das falsche Schuhwerk anhatte. Ich fand, dass meine Füße das wohl mal aushalten können. Tja, falsch gedacht. Am nächsten Tag hatte ich eine riesige Blase auf dem Fuß. Ein paar Tage humpelte ich damit rum, aber es wurde immer schmerzhafter. Schwimmen war schon keine Option mehr, geschweige denn Spaziergänge. „Da musst du ein Blasenpflaster drauf machen, dann geht’s ganz von alleine weg.“ – Tipps kamen viele. Ich artig das Blasenpflaster drauf. Nach einigen Stunden dachte ich, dass es wohl hygienischer sei, das Pflaster auch mal zu wechseln. Mehrmals … und jedes Mal wurde es schlimmer. Warum habe ich dann nicht nach dem ersten Mal aufgehört? Ich weiß es nicht. Manchmal denke ich wohl nicht weiter. Mir wurde dann gesagt, es müsse drauf bleiben, bis es von alleine abfällt, ob ich das nicht gelesen hätte. Hallo? Wer liest sich denn eine Packungsbeilage bei einem Pflaster durch??? Naja, das Ende vom Lied: sportliche Zwangspause.
Warum räumt hier keiner auf???
Aber dann gab es eine Situation, die Allem den Rest gab: Es war kalt, zumindest für mich als Frostbeule. Da mein Mann vergessen hatte (so gesehen ist eigentlich er Schuld an meiner Misere 😉), den Feuerkorb zu füllen, musste ich mal wieder Scheite aus dem Holzschuppen holen. Also Tür auf und … Riesenschock: Überall verteilt auf dem ganzen Boden liegen Holzscheite. Jetzt fragt sich der ein oder andere: Warum freut sie sich nicht, so kann sie die doch direkt nehmen? Das hätte ich gerne gemacht, aber dieses Holz war noch relativ frisch. Das trockene, zu nutzende Holz lag auf der anderen Seite. Also kletterte ich vorsichtig rüber. Warf ein paar trockene Stücke Richtung Tür und nahm am Ende einen großen Holzscheit in die Hand. Elegant wie eine Gazelle tanzte ich über das am Boden liegende Holz und wie ein Nilpferd fiel ich dann zu Boden … das Stück Holz, ganz nach Murphys Gesetzt, auf meinen lädierten Zeh. Kurz wurde mir schwarz vor Augen. Warum verdammt noch mal räumt hier eigentlich keiner auf?! Nachdem der Onkel immer größer und größer wurde, schickte mich mein Mann zum Arzt, was anfangs alles nur schlimmer machte. Und mich unzufriedener. Seit Wochen kein Schwimmen, kein Spazieren – einfach nichts. Dann war es endlich soweit. Nach vier Wochen konnte ich endlich wieder schwimmen, zumindest nach meinem, vielleicht doch nicht existentem, medizinisch geschultem Auge. Doch zwei Tage später die Ernüchterung: Entzündung. Herzlichsten Glückwunsch. Was ist die Steigerung von Schmerzen? Keine Ahnung. Denkt euch eine aus – das ist es. Wieder zum Arzt, wieder zwei Wochen nicht schwimmen. Frustration steigt ins Unermessliche.
Schillernd in allen Farben
Es war immer die Frage, wem erzähle ich was? Denn jeder fragt natürlich, warum man humpelt. Da ich nicht als riesiger Trottel dastehen wollte, erzählte ich den Blasenteil – immerhin, auf eine Blase vom zweistündigen Spazieren gehen, kann man schon stolz sein. Irgendwann dachte ich, ist dieser Teil der Geschichte eigentlich ziemlich ekelig. Vielleicht dann doch lieber die Holzsache. Für etwas tollpatschig halten mich sowieso die meisten. Mir fällt auf, dass ich hier bei der Challenge nicht gut wegkomme. Mmh. Welchen Teil auch immer ich erzählte, es änderte an der Tatsache nichts. Und irgendwann fing mein Zeh an die Farbe zu wechseln. Hinzu kam so eine Lila-Lösung die jeden Nagel bräunlich färbte und um es etwas sonniger zu machen, musste ich eine gelbe Flüssigkeit auf die Kompresse des Verbandes machen, die dann alles noch mit einem schönen Gelbton überzog. Ganz ehrlich, man sieht aus, als hätte man eine Krankheit, bei der der Fuß oder zumindest die Zehen abfaulen. Na, herzlichen Glückwunsch und das zur Freibadsaison! „Das wächst sich raus, nach 6 bis 12 Monaten ist nichts mehr zu sehen“, um die Arzthelferin zu zitieren. Cool, das geht dann ja ganz schnell, Mensch, da bin ich aber froh. Aaah. Nein, nicht. Ist doch doof. Dann muss ich Nagellack tragen. Ich trage nie Nagellack, ist einfach nicht meins. Ist es nicht unnatürlich, den Körper so bunt anzumalen? Weist das nicht normalerweise auf eine Krankheit hin? Ne, im Ernst. Ich mag es nicht. Aber gut, diesen Sommer springe ich dann aus Eitelkeit über meinen Schatten. Welche Wahl habe ich denn? Ich könnte mir mit wasserfestem Edding drauf schreiben: "Ja, sieht ekelig aus, ist es auch!" Nur um den Leuten den Lästerwind aus den Segeln zu nehmen.
Je länger die Pause, desto flacher die Witze
Apropos schlechten Witz. Ich habe ein paar Highlights: Wisst ihr, was auf meinem Grabstein stehen soll? „Hier ruhn meine Gebeine, ich wollt´ es wären deine“ – hihi. Fies? Ein bisschen. Lustig? Total! Also, nicht für alle. Mein Mann schüttelt immer nur mit dem Kopf. Aber ich bekomme mich nicht wieder ein. Zwischendurch traf ich mich mit Freunden in einer örtlichen Kneipe (ja, auch unser Nest hat sowas. Essen und Trinken sind hier ganz existenziell, auf alles andere wird verzichtet, aber das ist auch wieder ein anderes Thema). Ich habe mich echt schick gemacht und als Feinschliff zog ich dann meine Gartencrocs an, denn irgendwo rein musste ich ja mit meinem verbundenen Zeh. Wie meine Mutter sagen würde: „Oben hui, unten pfui!“. Aber was blieb mir übrig? Die Alternativen wären erstens der „out of garden look“; also alte, dreckige Sachen an, die Haare locker zu einem Pferdeschwanz gebunden und als Make-up ein bisschen Erde im Gesicht verteilen. Nicht zu viel, man will ja nicht aufdringlich sein. Was auch nicht fehlen darf, und bei dem Wetter praktisch ist, sind die schönen Gartenhandschuhe. Also, so wäre es zumindest ein stimmiges Bild gewesen. Oder aber: Ich hacke mir den Fuß ab. Allerdings brauche ich dann keinen Schuh mehr. Vielleicht nur den vorderen Teil. Dann passe ich wenigstens in den Schuh. Aber ist auch eine Sauerei mit dem ganzen Blut und dann brauche ich wieder schwarze Schuhe, damit das Rot nicht so auffällt. Auch nicht optimal. Da ist meine oben hui, unten pfui Variante doch die bessere.
Wir saßen also in der Kneipe und ich konnte nicht aufhören zu lachen. Ich sage euch, je länger die Zwangspause dauerte, desto flacher wurden die Witze. „Was kommt aus einer defekten Kaffeemaschine? ... Kaputtchino“, oder einer meiner Lieblinge: „Was haben ein E-Auto und Durchfall gemeinsam? ... Die Angst es nicht mehr rechtzeitig nach Hause zu schaffen!“ Ich fürchte wir haben den ganzen Laden unterhalten … noch etwas lauter und wir wären sicher rausgeworfen worden.
Oh, einen habe ich noch: „Stehen zwei Blondinen (ich weiß, jetzt wird’s echt flach) am Fenster. Fragt die eine: Was ist eigentlich weiter weg, London oder der Mond? Sagt die andere: Alter, bist du bekoppt? Kannst du London etwa sehen oder was?“ Hihihihihi …
Geduld ist eine Tugend – die ich nicht habe
Alle sagen: „Du musst Geduld haben.“ oder „Lass deinem Körper Zeit!“ Und dann kommen Menschen mit Geschichten wie: „Also meine Tochter musste wegen sowas drei Mal operiert werden. Die Heilung war sehr langwierig.“ Na danke, das motiviert. Und als ich dann meinen Arzt bei der dritten Vorstellung sagen hörte: Als nächstes können wir erstmal versuchen … erstmal? ERSTMAL??? Sechs Wochen hampelte ich mit erstmal. Ich wollte kein erstmal mehr. Ich wollte Chemie, alles, was es gibt. Ich bin eher ein Freund von naturheilkundlicher Medizin, aber ich war wollte … nein, ich bestand auf CHEMIE! Auf alles, was auch nur im Geringsten helfen konnte. Ich war nervlich am Ende. Ich war unausgeglichen und frustriert. Weder spazieren gehen noch schwimmen noch ein längerer Einkauf war mir vergönnt. Ich sah kaum noch andere Leute. Also nach wochenlangem Getüddelte in Crocs, humpelnd Essen kochen, Kinder abholen, Haushalt machen … da musste jetzt was passieren.
Ein paar Wochen später
Nach einer Weile sah er nicht schlecht sooo schlecht aus, um das mal vorsichtig zu formulieren. Ich würd ihn mal dem Stresstest aussetzen: Schuhe und morgen schwimmen. Ich hatte regelrecht Angst davor. Aber ich musste. Zwei Tage später würde es in den Urlaub gehen und da musste ich vorher wissen, ob ich laufen kann oder den Urlaub im Sitzen verbringe.
Einen noch zum Schluss: „Was liegt am Meeresgrund und es spricht undeutlich? … Eine Nuschel!“
Eure Romy
Monate: 6
Abgenommen: 17,2 kg
Körperbild: In dieser Zeit war es ein auf und ab des Gewichtes, aber am Ende habe ich wohl doch abgenommen. Die neu gekaufte Hose platzt nicht mehr beim Einatmen auf und irgendwie scheint sich alles etwas umverteilt zu haben.
Gesellschaftliche Wahrnehmung: Kennt ihr das? Mir passiert es vermehrt, dass mich Leute im Auto grüßen. Ich allerdings kann die Menschen so schnell nicht erkennen und die Autos und Nummernschilder kann ich mir nicht merken. Immerhin kann ich sagen, ob es ein helles oder ein dunkles Auto war. Die anderen haben aber auch einen klaren Vorteil, denn mein Auto hat eine auffällige Farbe und jeder erkennt mich schon von Weitem. Aber naja, ist ja echt nett, wenn man gegrüßt wird. Wenigstens kann ich erkennen, wie gut ich denjenigen kenne. Es gibt drei Abstufungen von Grußverhalten: Ein gehobener Finger vom Lenkrad, manchmal gepaart mit einem Kopfnicken: Man kennt sich, alles ist so weit tutti. Dann gibt es die Handheber mit einem Lächeln: sehr freundlicher Mensch, man kennt sich recht gut. Und dann gibt es die Wildwinkler, die kennt man gut, oder sie einen selbst. All das bekommt man innerhalb eines Bruchteiles einer Sekunde mit. Aber eben nur das – zumindest ich. Ich erkenne so schnell keine Gesichter und wie schon erwähnt, kann ich mir echt keine Nummernschilder merken. Oh, da fällt mir noch einer ein: „Wie nennt man höfliche Autofahrer? … Geisterfahrer, sie sind immer so entgegenkommend!“