
Teil 7: Alles auf Anfang - fast
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Idealgewicht in einem Jahr
- und meine Erfahrungen mit der Gesellschaft.
Eine Sammlung meiner Erfahrungen und Peinlichkeiten.
Ich muss gestehen, dass ich mich extrem lange nicht mehr gemeldet habe. Und es ist nicht, weil ich erfroren bin, wie ich noch letztes Mal vermutete. Der Grund ist leider kontraproduktiv zu dem, worüber ich hier schreibe. Es ist ein kleines, fieses Luxusproblemchen, welches eigentlich, je nach Sichtweise, kein Problem ist. Also neben der alltäglichen Arbeit, kommt ja noch der sommerliche Freizeitstress hinzu. Da sind zig Ausflüge, Grillabende mit leckerem Essen und feinen Getränken sowie verschiedenste Hochzeiten … nicht gerade die beste Zeit, um Gewicht zu verlieren. Seit tatsächlich Monaten hat sich einfach nichts mehr getan. Es sind 20 Kilo runter, was wirklich toll ist, aber die letzten 10 Kilo sind irgendwie nicht zu schaffen. Mag an meiner aktuellen Ernährung liegen, aber Leben will man ja auch noch.
Sommer, Sonne, Schlemmerzeit
Ich sage, wie es ist: Ich werde bis November das Gewicht nicht erreichen. Nicht, dass ich mit 20 Kilo nicht zufrieden wäre, aber manchmal stehe ich auf der Waage und beschimpfe sie: „Du Lügner! Das kann nicht stimmen!“ Ich persönlich glaube ja, dass sie mich in den Wahnsinn treiben will … aber gut, nehme ich es mal hin, dass sich fast drei Monate nichts getan hat. Nur wegen Chillen, Grillen und etwas Alkohol? Tzzz! Ich entschuldige mich an dieser Stelle bei meiner Ernährungsberaterin. Ich weiß es ja besser … aber es ist Sommer und da ist doch die Devise: Let it go and have fun! Im Herbst wird wieder alles besser und disziplinierter, ganz bestimmt. Was soll da schon groß kommen, außer gemütliche Abende bei Kerzenschein und Wein, Lebkuchen, Marzipan … alles leichte Kleinigkeiten. Das ist überhaupt kein Problem! Irgendwo muss meine Disziplin hin sein, ich muss noch etwas in mir kramen, aber ich werde sie wiederfinden …
Fußball spielt man mit dem Fuß
Es hat sich tatsächlich wahnsinnig viel verändert. Nur zwei Beispiele: Ich war wieder mal schwimmen, wie eigentlich jeden Vormittag diese Freibadsaison. Na, wenn man es an diesem Tag schwimmen nennen konnte. Irgendwie habe ich mich schnackend durchs Wasser bewegt. Da habe ich einen Bekannten am Schwimmbecken gesehen: ein Ex meiner Freundin. Wir haben uns nie gut verstanden und grüßen hatte er nie nötig. Ab und zu ist man sich mal über den Weg gelaufen, aber außer Ignoranz kam mir da nicht viel entgegen. Nun schaute er zu mir runter und grüßte sehr freundlich. Als ich dann irgendwann das Becken verlies, kam er und schaute mich von oben bis unten an und fragte, ob ich einen Marathon schwimmen wolle. Ich antwortete: „Was zeigt dir das? Meine schrumpeligen Oma-Hände?“ „Deswegen meine ich das nicht“, antwortete er und grinste. War mir zu blöd, ich bin gegangen. Das zweite Beispiel: Wisst ihr noch, als ich am Anfang über einen Fußball-Vater geschimpft habe? Nun wurde ich ernsthaft gefragt, ob ich bei der Mannschaft der ganz Kleinen mittrainieren wolle. Nein, nicht wie die Kleinen mitspielen, sondern den Kleinen zeigen, wie es funktioniert. Ich? Oh man. Da ich noch immer nicht gelernt habe nein zu sagen, sagte ich zu. Als ich es meinen Freunden erzählte, bekamen sie einen echten Lachanfall und prusteten los mit Sprüchen wie: Du weißt aber schon, dass Fußball mit dem Fuß gespielt wird? Jaja, haha. Ich habe es verstanden! Naja, sollen sie ihren Spaß haben. Mit einer solchen Reaktion habe ich gerechnet. Als ich es meinem Bademeister erzählte, sagte dieser grinsend: „Die brauchen sicher einen Fahrer für die Auswärtsspiele.“ Hallo? Ppfff. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass ich wirklich trainiere! Aber zurück zum Thema: Es kamen trotzdem viele Elternteile auf mich zu und fanden es toll, endlich auch eine Frau als Trainerin zu haben! Diese ganze Situation … es wäre mir vor einem Jahr noch nicht passiert.
Große Klappe – nützt ja nichts
Das Wetter war so schön, dass ich versuchte, so viel wie möglich mit dem Fahrrad zu erledigen. Es ist zugegebenermaßen nicht mehr das neueste Model, aber, da die Gangschaltung nicht mehr funktionierte, war es immerhin wie ein Workout – einfach nur anstrengend. Auch abends fuhr ich immer noch eine kleine Tour. „Das Fahrrad brauchst du nicht abschließen, dass will doch keiner haben“, solche Kommentare sind vielleicht nicht so nett, aber entsprechen sicher der Wahrheit.
Ich hatte den Schwimmmeistern lange in den Ohren gelegen, dass ich mal vom Fünfer springen will. Diese Saison, unbedingt! Irgendwann schlossen sie ihn auf und einer der Bademeister sagte skeptisch: „Du willst wirklich vom Fünfer springen?“ Hallo? Klar wollte ich das. Aber ich dachte mir, es kann ja nicht schaden mit dem Dreier anzufangen. Also krakelte ich elegant die steile Treppe hoch und stellte mich ans Ende des Bretts. Oh man, das war echt hoch. Hatte ich erwähnt, dass ich einen Anflug von Höhenangst habe? Nein? War mir bis dahin auch entfallen. Mein Herz raste, aber mein Stolz gab mir quasi den Schups, den es brauchte und ich sprang. Ok, das war in Ordnung. „So, jetzt kannst du mir den Fünfer aufmachen, bitte.“ Auf dem Sprungbrett konnten mich alle vom Schwimmerbecken aus sehen – besonders viele Kinder und Jugendliche. Es wäre schon sehr peinlich, wenn ich nicht springen würde. Also stellte ich mich an den Rand … und wäre fast umgekippt. Das war hoch. Zu hoch. „Schau nicht nach unten, schau auf den Kirchturm!“, ruft mir der Schwimmmeister motivierend zu. Aber da war kein verdammter Kirchturm. Nur Bäume, auf deren Endhöhe ich stand. Das machte die Sache nicht besser. Große Klappe, nichts dahinter? Nein, nicht mit mir. Ich sprang und flog und flog und flog … patsch. Als ich wieder auftauche, war mein erster Gedanke: Ich lebe noch! Und hatte mir nichts gebrochen. Vielleicht hatte ich ein bisschen Herzrhythmusstörungen, aber hey, ich bin vom Fünfer gesprungen!
Das zweite Mal geht’s schief
Der Bademeister grinste mir beeindruckt zu. Berauscht von dem Hochgefühl wollte ich noch ein zweites Mal springen. Nun mit Anlauf, dann stehe ich nicht wieder so zögerlich am Rand. Gesagt, getan – was soll ich sagen: Beim Aufprall merkte ich, dass ich schräg mit dem Gesicht zuerst aufgekommen war. Es tat ziemlich weh. Als ich auftauchte, merkte ich, dass warmes Blut über meinen Mund lief. „Romy, du blutest!“ Na toll. Ich wollte schnell auf Toilette und mir Toilettenpapier holen, aber der Schwimmmeister sagte, ich solle zum Versorgen vorne ins Häuschen kommen. Bitte nicht … direkt am Eingang, wo mich jeder sehen kann! Was war die Versorgung? Ich habe ein Küchentuch bekommen. Das steckte ich mir in die Nase und eines hielt ich mir an die aufgeplatzte und geschwollene Lippe. „Setz dich, damit du nicht umkippst.“ Klasse, jeder starrte mich an, wie ich da so saß mit dem Tuch in der Nase, dass sich langsam, aber sicher mit Blut vollsog. „Na, bist du gesprungen oder vorher schon auf die Nase gefallen?“ Haha, da kam der andere diensthabende Bademeister und konnte sich ein dämliches Grinsen nicht verkneifen. „Ich habe mich wenigstens getraut! Wann bist denn du das letzte Mal gesprungen?“, nuschelte ich durch meine geschwollene Lippe hindurch. Mist, wäre ich doch kein zweites Mal gesprungen, dann hätte ich mir diese Demütigung erspart!
Man lernt nie aus … wenn etwas einmal gut war, sollte man es einfach dabei belassen! Aber egal, es geht weiter, immer weiter …
Eure Romy